Eine internationale Studie zur Verhaltensökonomik hat herausgefunden, dass Fussballtrainer oftmals falsche Entscheidungen treffen, wenn ihre Mannschaft unerwartet zurückliegt. Gemäss eigener Aussage werteten die Wissenschaftler 8’200 Spiele mit insgesamt 22’460 Toren, 42’359 Einwechslungen und 30’694 gelben und roten Karten aus. Die Professoren Prof. Dr. Daniel Schunk (Johannes Gutenberg-Universität Mainz), Prof. Dr. Leif Brandes (Warwick Business School) und Prof. Dr. Björn Bartling (Universität Zürich) untersuchten das Verhalten von Trainerin in 12 Saisons. Untersuchungsgegenstand waren Spiele und Entscheidungen der deutschen Bundesliga sowie der englischen Premier League.
Die Hauptaussage der Studie: Wenn eine Mannschaft unerwartet zurückliegt, wechseln Fussballtrainer oftmals zu einer offensiveren Taktik (Aus-/Einwechslungen). Dieser Taktikwechsel ist selten von Erfolg gekrönt. Die Einwechslung der offensiveren Spieler verschlimmert die Situation eher.
„Wir denken immer, Fussballtrainer seien Meister der Taktik. Wenn ihr Team aber hinter Erwartungen zurückliegt, dann fällen sie zuweilen ungünstige Entscheidungen.“
(Prof. Dr. Daniel Schunk)
Beispiel: Geht eine Mannschaft als Favorit in das Spiel und liegt 0:1 zurück werden oftmals Verteidiger aus- und offensivere Spieler eingewechselt. Gemäss den Autoren der Studie verschlechtert sich die Tordifferenz in diesen Fällen um 0.3 Tore pro offensivem Wechsel.
Die Verhaltensökonomie liefert Erklärungen für dieses Ergebnis: Menschen verhalten sich irrational, wenn Ergebnisse hinter den Erwartungen zurückbleiben. Und sie überschätzen oftmals ihre eigenen Fähigkeiten sowie den Einfluss den sie auf zukünftige Ergebnisse haben.
„Spieler und Trainer erhalten grosse Summen, um jede Woche vor einem riesigen Publikum zu spielen. Wie wir sehen, kann das psychischen Stress verursachen und irrationales Verhalten auslösen, indem ein zu grosses Risiko eingegangen wird, falls die Erwartungen nicht erfüllt werden.“
(Prof. Dr. Leif Brandes)Auch die Aussagen von Fussballtrainern nach unerwartet verloren gegangenen Spielen können durch verhaltensökonomische Ansätze erklärt werden: Falsche Entscheidungen werden gerne schöngeredet!
Die Ergebnisse der Studie „Expectations as Reference Points: Field Evidence from Professional Soccer“ erscheinen demnächst in der Fachzeitschrift „Management Science“.
Kontakt:
Prof. Dr. Daniel Schunk
http://www.public.economics.uni-mainz.de/244_DEU_HTML.php